Eine Chance für Julio

Julio hat sein Berufsziel klar vor Augen: Architekt will der 19-Jährige werden und büffelt deshalb für die Aufnahmeprüfung. Der Andrang an der kostenlosen staatlichen Universität von Puebla ist groß, aber eine Privatuni könnte sich der muntere Fußballfan nicht leisten.

Damit geht es Julio wie vielen Gleichaltrigen, und wie sie muss auch er in seiner Freizeit jobben. Jeden Samstag montiert und repariert er Autoreifen. Von diesem Taschengeld bezahlt er seinen Schulbus und ab und zu einen Kinobesuch oder einen Ausgehabend mit Freunden – sofern seine „Tante“ Angelica nichts einzuwenden hat.

Denn Julio ist ein Waisenkind, seine Eltern setzten ihn als Baby aus. In „Calasanz“ wurde er groß. „Manchmal grübele ich, warum meine Eltern mich nicht wollten“, erzählt er, und das Leuchten verschwindet plötzlich aus seinem Gesicht. „Aber hier habe ich alles bekommen, Unterstützung, Liebe, Zärtlichkeit“, sinniert Julio über seine Ersatzfamilie. „Und eine riesige Chance, die ich vielleicht sonst nicht bekommen hätte“.