„Das ist ein Herz für meine Mami“,
sagt Angel und zeigt stolz auf eine Collage aus rotem Krepppapier. Und dann kommt dem Vierjährigen noch eine glänzende Idee. „Das sind die Füße“, beschließt er und malt flugs zwei krakelige schwarze Striche daneben. „Damit kann es zu meiner Mami laufen.“
Der Knirps mit dem Borstenschnitt freut sich diebisch über seinen Geistesblitz, stellt das Papier auf die Kante und lässt es über den Tisch hüpfen. Seit zwei Jahren ist er von Montag bis Freitag in der von den Sternsingern geförderten Casa-Cuna in Queretaro. Anfangs war er schüchtern, inzwischen ist er einer der Wortführer. Angels Mutter Gloria arbeitet im Wachdienst einer Käsefabrik, muss morgens um sieben aus dem Haus und kommt nicht vor 19 Uhr zurück. Ihr Mann ist ein drogensüchtiger Schürzenjäger. Weil er sie oft verprügelte, flüchtete die 20-Jährige mit ihren zwei Söhnen zurück in ihr Elternhaus – ein halbfertiger, unverputzter Betonbau weit vor den Toren von Queretaro. „Ich wollte für meine Kinder ein besseres Leben“, sagt sie.
Doch das gestaltete sich zunächst schwierig. Auch Glorias Mutter arbeitet, deshalb passte der gebrechliche Uropa auf Angel und den einjährigen Eduardo auf. Angel war ein Sorgenkind: schweigsam, Alpträume rissen ihn aus dem Schlaf. „Jetzt ist er aufgeblüht. Er erzählt von seinen Freunden und was er alles gelernt hat“, freut sich Gloria. „Für mich ist es eine große Beruhigung zu wissen, dass er gut betreut ist. In der Casa-Cuna hat er Vieles, was ich ihm hier nicht bieten könnte“, sagt die junge Frau.