Keine Sekunde mag er stillsitzen, am liebsten spielt er Fußball mit seinem älteren Bruder Isaac. Auch in seinem Spind sieht es aus, als habe der Blitz eingeschlagen – und zwar schon eine Viertelstunde nachdem „Onkel“ Moncho Aufräumen angeordnet hat. Der Zehnjährige holt im Rekordtempo nach, was er so viele Jahre nicht hatte: seine Kindheit. Zur Schule ging er nie. Seit er vier war, schickte ihn seine Stiefmutter auf die Straße, um zusammen mit Isaac Trödel zu verkaufen. Von ihren Tageseinnahmen erwarben die hungrigen Jungs manchmal ein paar Eier, um sich nach der Rückkehr in ihre Wellblechhütte Rührei zu kochen. Dann setzte es Schläge von der Stiefmutter, weil sie das Geld ausgegeben hatten.
Die Nachbarn zeigten die Familie schließlich an, mit sieben kam Misael zusammen mit Isaac nach „Calasanz“. „Zuerst weinten sie nur, weil alles so fremd war und sie ihre Gefühle gar nicht anders ausdrücken konnten“, erinnert sich Moncho. Dann kam Misael in die Schule und lernte lesen. Er entdeckte eine neue, faszinierende Welt. Nun schmuggelt er manchmal nachts ein Buch mit aufs Zimmer. Auch wenn Moncho schimpft – seinen Noten hat es gut getan. „Zwischen eins und zwei stehe ich“, sagt der Tausendsassa und klingt ein bisschen stolz dabei.